Von Garmisch zum Krottenkopf im Estergebirge
Start: Parkplatz Wankbahn in Garmisch-Partenkirchen
Distanz: 25,5 km (Bike: 20 km, Hike: 5,5 km)
Zeit in Bewegung: 4 h (E-Bike: 1:45 h, Hike: 2:15 h)
Positiver Höhenunterschied: 1.300 Hm (Bike: 870 Hm, Hike: 430 Hm)
Einkehrmöglichkeiten: Esterbergalm, Farchanter Alm, Weilheimer Hütte
Schwierigkeit: mittel (steile Auffahrt zur Esterbergalm, fordernde Rüttelpiste bis zur Materialseilbahn, kurzer Aufstieg zum Gipfel)
Karte: ATK25/R09 und ATK25/R10
Obwohl nicht allzu viele Kilometer zusammenkommen, bietet diese Tour einige Herausforderungen: die steile Auffahrt zur Esterbergalm, den 2 Kilometer langen grobschottrigen Karrenweg bis zum Bike-Abstellplatz an der Materialseilbahn und den kurzen, aber null Schatten bietenden Aufstieg durch Latschen und Geröll bis zum Krottenkopfgipfel. Dort wird man allerdings mit einem einzigartigen Bergpanorama belohnt, und hinunter bis zur Einkehrmöglichkeit auf der Weilheimer Hütte geht man dann nur eine Viertelstunde.
Bike: Tourstart ist am Parkplatz der Wankbahn im Ortsteil Partenkirchen. Die knapp 600 Höhenmeter bis zur Esterbergalm werden auf der Forststraße absolviert, die auf den steilsten Passagen asphaltiert ist. Über den weitläufigen Weidegrund der Esterbergalm pedaliert man auf einem gut fahrbaren Weg zur Farchanter Alm. Hier beginnt das Tal des Finzbachs, der im Talgrund Richtung Krün rauscht. Das Finzbachtal durchschneidet das Estergebirge von Garmisch im Westen nach Krün im Osten und ist für Mountain- und Gravelbiker eine spannende Alternative (mit vielen Höhenmetern) zum langweiligen Radweg entlang der vielbefahrenen B2.
Schon bald nach der Farchanter Alm erreicht man den Sattelpunkt des Wegs durch das Finzbachtal. Geradeaus geht es bergab bis ins Isartal nach Krün. Wir nehmen jedoch den Weg links bergauf Richtung “Krottenkopf, Weilheimer Hütte”. Der Weg ist als Wanderweg markiert, dies sollte man bei der Auffahrt berücksichtigen. Normalerweise ist auf dem Weg aber nicht viel los. Die am Waldrand an der Wegkreuzung abgestellten Bikes sind meist Trekkingräder oder MTBs ohne “E”. Mit dem E-MTB und wenn man sich durch holprigen Untergrund nicht abschrecken lässt, sind die folgenden 2 Kilometer bis zur Materialseilbahn der Weilheimer Hütte fordernd, aber machbar.
Tipp: Im Zweifelsfall das Bike an der Wegkreuzung abstellen und ab dort zu Fuß weiter. Das geht unter Umständen schneller, als das Bike längere Strecken zu schieben.
Herausfordernd und steil sind vor allem die Anfangspassage und das letzte Steilstück, kurz bevor man die Materialseilbahn erreicht. Dazwischen geht der Weg mittelsteil zwischen Bischof und Oberrauheck durch dichten Wald und schließlich durch Latschen.
Unvermittelt wird das Gelände alpin, während man zu Füßen der steilen Felsflanke des Bischofs mit seiner auslandenden Schuttreiße das letzte Stück hinauf zur Materialseilbahn kurbelt. Die unzähligen wie von Riesenhänden über den Anger verstreuten Findlinge machen deutlicher als jedes Warnschild, dass dies kein Ort ist, wo man sich bei einem Unwetter aufhalten sollte. Beruhigend wirken dagegen die leeren Limo- und Bierkästen an der Talstation der Materialseilbahn, die darauf warten, mit dem Jeep weiter bergab transportiert zu werden. Zwischen Latschen und Findlingen findet man leicht eine Abstellmöglichkeit für das Bike.
Hike: Bis zum Gipfel des Krottenkopfs geht man etwas mehr als eine Stunde. Ein schattenloser Pfad führt in vielen Windungen durch Latschenfelder. Man sollte nicht Gewicht durch zu wenig Trinkvorrat sparen, vor allem, wenn man erst auf dem Rückweg vom Gipfel in der Weilheimer Hütte einkehrt. Im Sommer kann es hier wirklich sehr heiß werden.
In der Mittagshitze begegnen wir Schafen, die bewegungslos am Wegrand stehen, den Wanderenden das wollige Hinterteil zugekehrt, den Kopf tief in Latschen gesteckt. Das sieht lustig aus, ist es aber für die Tiere nicht. Sie können nicht schwitzen, nur hecheln, und suchen im Gestrüpp der Latschen Schutz vor Überhitzung. Nach einer halben Stunde werden die Latschen spärlicher, dann kommt der Sattel zwischen Rißkopf und Krottenkopf in Sicht. Auf dem Sattel kommt auch die Weilheimer Hütte in den Blick, die sich in eine kleine Senke mit Blick nach Norden duckt. Ein verbeultes Schild zeigt nach rechts zum schon ganz nahen Krottenkopfgipfel.
Rote Punkte bieten Orientierung auf dem kurzen Weg durch Geröll auf den Gipfel. Das Gipfelplateau ist breit und grasbedeckt. Das Gipfelkreuz sieht irgendwie merkwürdig aus. Nur der Längsbalken zeigt einsam in den Himmel. Der Querbalken des Gipfelkreuzes liegt aktuell auf dem Boden und wird von uns und anderen dankbar als Bankersatz genutzt. Der Krottenkopf ist mit 2.088 Metern der höchste Berg des Estergebirges. Vielleiciht ist das Panoroma besonders schön, weil man über den benachbarten Gipfeln steht und die höheren Berge des Karwendel- und Wettersteingebirges noch in einiger Entfernung sind. Nichts behindert den Rundumblick. Im Norden ist die weite Ebene mit Murnau, Staffelsee und Starnberger See ausgebreitet. Im Südosten dominiert das Karwendel mit Soierngruppe, Wörner und Karwendelspitze, im Süden zeichnet sich scharf die Silhouette des Wettersteingebirges ab mit dem am westlichen Ende markant abfallenden Profil der Zugspitze. Hinter den benachbarten Gipfeln von Bischof und Fricken ist die Kramergruppe und das Ammergebirge von Tirol bis ins Allgäu zu erkennen.
Noch eine letzte Panoramaaufnahme, dann geht es zurück Richtung Tal. Zwischenziel ist die Weilheimer Hütte, die wir vorhin links haben liegen lassen. Nach einer knappen Viertelstunde erreichen wir die DAV-Hütte auf 1.956 Metern Höhe, die 2023 ihr 140. Jubiläum gefeiert hat. Auf der Terrasse überblickt man den karstigen Bergkessel des Estergebirges, im Norden flankiert von Hoher Kiste und Zwölferkopf. Das Speisenangebot der Weilheimer Hütte ist vielfältig, fast immer gibt es Erbsensuppe, (vegetarische) Nudelgerichte und leckere Kuchen.
Auf dem Rückweg hinunter zur Materialseilbahn steht die Sonne schon tiefer, es ist nicht mehr so heiß. Die Schafe sind aus der Deckung der Latschen herausgekommen, haben ihr geselliges Zusammenleben wieder aufgenommen und spenden sich gegenseitig Schatten. Nach einer dreiviertel Stunde Abstieg packen wir die Wanderstöcke in den Rucksack, setzen die Helme auf und rumpeln mit den Bikes hinunter Richtung Finzbachtal. Nach der Holperpassage kann man das Bike bergab laufen lassen. Schon nach einer guten halben Stunde ist der Ausgangspunkt an der Talstation der Wankbahn erreicht.