Von Eschenlohe um den Walchensee

Start: Wanderparkplatz Klammgraben in Eschenlohe
(alternativ: Ohlstadt, Schlehdorf, Urfeld, Einsiedl)
Distanz: 51 km
Zeit in Bewegung: 3:20 h mit dem E-Bike
Positiver Höhenunterschied: 1.000 Hm
Einkehrmöglichkeiten: Oskar-von-Miller-Einkehr am Walchenseekraftwerk, Biergärten in Sachenbach, Niedernach und Altlach am Walchensee
Bademöglichkeiten: Urfeld, Sachenbach, Nierdernach, Altlach
Schwierigkeit: mittel (evtl. kurze Schiebestrecke auf der alten Kesselbergstraße)
Karte: ATK25/R10, ATK25/Q10

Der Walchensee ist einer der schönsten oberbayrischen Bergseen und fasziniert mit seinem smaragdgrünen Wasser und der tollen Bergkulisse. Aber wie kann man ihn umrunden, ohne auf der nervigen B11 zwischen Urfeld und Einsiedl fahren zu müssen? Indem man die Runde um Heimgarten und Herzogstand erweitert. Bis auf ein kurzes Stück auf der B11 vom Kochelbergpass runter bis Urfeld und die Mautstraße am Südufer des Walchensees ist die Tour weitgehend asphaltfrei. Von Autos ungestört rollt man entlang der Walchenseeberge, des Kochel- und Walchensees und durch das Eschenlainetal.

Die technische “Schlüsselstelle” ist die 2 Kilometer lange Auffahrt über die Alte Kochelbergstraße, die am Anfang gut gepflegt, im oberen Abschnitt für mich aber stellenweise nur mit Schiebehilfe zu bewältigen war. Das Eschenlainetal wartet nicht nur mit wilder Romantik, sondern zum Abschluss noch mit der Abfahrt über einen mit Steinplatten und Wurzeln durchsetzten Karrenweg auf.

Die Tour startet am Klammgraben-Parkplatz in Eschenlohe, das ist ortsauswärts auf der Walchenseestraße der erste Wanderparkplatz. Das Tagesticket kostet 5 Euro. Vom Parkplatz geht es links bergauf Richtung Heldenkreuz/Ohlstadt.

Nach den ersten paar Höhenmetern bis zur Weggabelung zum Heldenkreuz führt der Weg in sanftem Gefälle hinunter nach Ohlstadt. Auf dieser langen Waldpassage öffnen sich immer wieder Blicke in die Loisachauen und auf den tiefer gelegenen Heuberg. Ohlstadt ist eingebettet in die Filzen und Moose zwischen Oberau und Murnau, einem der größten zusammenhängenden Moorgebiete in Mitteleuropa.

Der Radweg durch Ohlstadt ist ausgeschildert. Am Wegkreuz am Wetzenlainegraben hält man sich rechts und pedaliert am Bach entlang Richtung Hagrainkapelle. Auf der rechten Seite ragen Herzogstand und Heimgarten heraus, eingebettet in weniger bekannte Walchenseevorberge.

Nach 700 Metern macht der Weg eine Linkskurve, überquert den Bach und steigt dann rechts bergauf in das Gebiet der Hohentanne. Im Wald am Wegkreuz hält man sich rechts und rollt bald bergab Richtung Schlehdorf.

Blick auf den Kochelsee

Auf dem Weg hinunter nach Schlehdorf taucht zwischen den Bäumen der Kochelsee auf, der auf knapp 600 Metern Höhe liegt, dem tiefsten Punkt der Tour. Die Tour führt nicht am Ufer des Kochlsees entlang, weil auf dem schmalen “Felsenweg” vor allem am Wochenende viele Ausflügler zu Fuß unterwegs sind. Stattdessen geht es auf der ehemaligen Rodelbahn wieder ein Stück bergauf und rund um den “Den Stein”. Nach kurzer Abfahrt biegt man kurz vor dem Seeufer scharf rechts zum Kraftwerk ab.

Der Walchensee liegt 200 Meter höher als der Kochelsee. Diesen Höhenunterschied nutzt das Walchenseekraftwerk, um Strom aus Wasserkraft zu gewinnen. “Ein Juwel der Technik” lautet der Titel der Infobroschüre des Walchenseekraftwerks. Das stimmt, denn selbst wenn man sich nicht für historische Technik begeistert, ist der Anblick der 400 Meter langen Druckrohleitungen, durch die das Wasser aus dem Walchensee zu den Turbinen im Speicherkraftwerk hinabstürzt, einfach beeindruckend.

Das Kraftwerk feierte 2024 seinen 100. Geburtstag. Bayern hatte von jeher kaum Kohlevorräte zur Energiegewinnung. Erneuerbare Energien waren Anfang des 20. Jahrhunderts noch nicht etabliert. Der Bauingenieur Oskar von Miller war nicht nur der Begründer des Deutschen Museums, sondern auch ein Energiepionier, der die Möglichkeiten der Wasserkraft früh erkannte. Im Jahr 1911 erhielt er den Auftrag, das Walchenseekraftwerk zu bauen, das 1924 fertiggestellt wurde und damals eines der größten Speicherkraftwerke der Welt war. Auch heute noch zählt es zu den leistungsfähigsten Hochdruckspeicherkraftwerken in Deutschland.

Im Informationszentrum auf dem Kraftwerkgelände kann man kostenlos eine kleine Dauerausstellung mit Material über die Anlage und Geschichte des Kraftwerks besichtigen. Herzstück des Besucherareals ist natürlich die Maschinenhalle, in der 8 gigantische Turbinen Strom für Privathaushalte und für die Bahn erzeugen.

Auf der Altjochstraße fährt man weiter am Kochelseeufer entlang, passiert den Campingplatz und schwenkt am Parkplatz an der B11 nach rechts auf den Weg parallel zur Kesselbergstraße, die wegen ihrer zahlreichen Spitzkehren hinauf zum Walchensee bei Motorradfahrern eine der beliebtesten, aber auch unfallreichsten Strecken im Oberland ist. Deshalb ist sie zwischen April und Oktober zwischen 15 und 22 Uhr für Motorradfahrer gesperrt. Da sie die einzige Straße zwischen Kochelsee und Walchensee ist, herrscht auch ohne Motorräder immer viel Autoverkehr. Wer sich auf dem MTB einigermaßen sicher fühlt, hat mit der Alten Kochelbergstraße eine naturbelassene Alternative. Sie ist auf dem ersten Kilometer gepflegt und gut ausgebaut, verwandelt sich aber im oberen Abschnitt in einen aufgerissenen, abbröckelnden und steilen Weg. Trotz gelegentlicher Schiebeeinlagen ist mir diese Holperpiste lieber als die autoreiche Bundesstraße. Auf der Passhöhe muss man dann doch kurz auf die Landstraße, von der man aber schon nach wenigen hundert Metern in Urfeld links auf den Walchensee-Uferweg abbiegt.

Die Urfelder Bucht markiert die Nordspitze des Walchensees. Die Stimmung am See ist magisch. Die Wasseroberfläche flimmert türkisgrün, nach Süden zeichnen die Bergetten des Karwendels ihre Kontouren in heller werdenden Blautönen unter den weißblauen Himmel. Wie schön, dass nun die Rundfahrt um den See beginnt.

Urfelder Bucht

Der Walchensee ist mit einer Fläche von rund 16 Quadratkilometern mehr als doppelt so groß wie der Kochelsee und mit 190 Metern Tiefe einer der tiefgründigsten bayrischen Alpenseen.

Der Wander- und Radweg führt direkt am Seeufer entlang, sodass man den See aus jeder Perspektive genießen kann. In regelmäßigen Abständen laden kleine Sandbänke zum Baden ein, größere Badestrände sind am Südufer bei Altlach zu finden. Alle paar Kilometer - in Sachenbach, Niedernach und Altlach - kann man in Biergärten eine Rast einlegen. Landschaftlicher Höhepunkt der Tour ist ein Stopp gegenüber der ufernahen Insel Sassau mit dem Herzogstand im Hintergrund.

In Niedernach am äußersten Zipfel des Ostufers mündet der Radwanderweg in die Mautstraße entlang des Südufers, das ein beliebter Badespot ist. Alle paar Meter kommt man auf der 8 Kilometer langen Strecke an einem Parkplatz vorbei. Kurz nach der Mautstelle bei Einsiedl überquert man die B11 und kurbelt bei Obernach ins Eschenlainetal, eines der schmalen Ost-West-Verbindungstäler zwischen Isartal und Loisachtal. Die Eschenlaine speist sich aus den Bächen und kleineren Lainen der Hänge des Estergebirges und der Walchenseeberge, die das Tal nach Süden und Norden begrenzen.

An der Furt der Grießlaine kann es nach starken Regenfällen noch einmal spannend werden, wenn der Bach den Forstweg überflutet hat. Zur Not gibt es etwas oberhalb einen schmalen Steg, über den man den Bach passieren kann.

Ein Pflichtstopp gegen Ende der Tour ist der Blick von der Brücke hinunter in die Gachentodklamm, wo die eben noch in einem okerfarbenen Minisee gestaute Eschenlaine in die Felsenenge donnert.

Nach der Klamm geht es auf einem breit ausgebauten Forstweg und zum Schluss auf Asphalt zurück zum Ausgangspunkt der Tour am Klammgraben-Parkplatz in Eschenlohe.